Tägliches Logbuch schreiben ist wie das Fühlen deines Pulses: Du bekommst eine Momentaufnahme davon, wie es dir gerade geht. Wie beim Herzschlag kannst du herausfinden, ob gerade etwas stolpert oder ob dein Puls rast. Vielleicht ist auch gerade alles verlangsamt. Diese Informationen helfen dir, dich auf das, was gerade in deinem Leben passiert, besser einzustellen.
In diesem Artikel erfährst du, was ein persönliches Logbuch ist, wie es dich unterstützen kann und welche Erfahrungen ich selbst damit gemacht habe.
Was ist ein „Persönliches Logbuch“?
Wenn man das Schiffslog als Vorbild nimmt, kann ein persönliches Logbuch ein Kurz-Tagebuch sein, in das du jeden Tag auf standardisierte Weise kurz das notierst, was an diesem Tag wichtig war.
Im Unterschied zum Tagebuch oder Journal erstellst du keine längeren Texte, sondern nur kurze Notizen. Oder du verwendest gleich vorher festgelegte Tabellen oder Tracker, wie man sie auch beim Bullet-Journaling finden kann.
Die Vorteile des standardisierten Aufschreibens sind:
- Du musst nicht groß darüber nachdenken, was du aufschrieben sollst.
- Du musst nicht tiefer in energieraubende Gefühle einsteigen.
Du nimmst nur wahr und dokumentierst. (Vielleicht kommst du später darauf zurück.) - Es ist auch an solchen Tagen möglich, an denen du dich „platt“ fühlst.
Selbsterkenntnis gewinnen
Das regelmäßige Führen eines Logbuchs verhilft dir zu größerer Selbstkenntnis. Du kannst herausfinden, welche Voraussetzungen du brauchst, damit du gut durch den Tag kommst. Fällt es dir zum Beispiel leicht oder eher schwer, an deine Energieversorgung durch Pausen, Trinken und Essen zu denken? Wie viele Pausen brauchst du überhaupt, damit es dir gut geht?
Dadurch, dass du deine Emotionen und Gemütszustände zum Beispiel zusammen mit deinen wichtigsten Aufgaben erfasst, kannst du durch Rückblicke auf unterschiedliche Zeiträume deine Gewohnheiten erkennen. Du erfährst mehr darüber, was genau deine Verhaltens-, Gefühls- und Denkmuster sind und wie sie miteinander zusammenhängen.
Selbstfürsorge etablieren
Das Logbuch zusammen mit einer Wochenreflexion helfen dir dabei zu erkennen, was dir gut tut und was du wann brauchst. Du kannst verschiedene Maßnahmen ausprobieren und deren Wirksamkeit dokumentieren. So baust du dir mit der Zeit eine Sammlung der Dinge auf, die bei dir wirklich funktionieren. Wenn du dir dein Logbuch aufbewahrst, kannst du jederzeit auf dieses Wohlfühlarchiv zurückgreifen.
Selbstverlässlichkeit kultivieren
Selbstverlässlichkeit ist für mich die Fähigkeit, das, was du dir vornimmst, auch so gut wie möglich umzusetzen. Also die Versprechen, die du dir selbst gegeben hast, auch einzuhalten. Du weißt, dass du dich auf dich selbst verlassen kannst und vertraust deinem Wort.
Das regelmäßige Logbuchführen ist eine gute Übung, um diese Fähigkeit zu stärken. Einmal durch das Etablieren der Gewohnheit selbst. Aber auch dadurch, dass du verfolgen kannst, ob zum Beispiel Selbstfürsorge nur ab und zu oder kontinuierlich stattfindet. Du dokumentierst, an welchen Stellen du selbstwirksam bist und das wiederum kann deine allgemeine Handlungsfähigkeit stärken.
Einstieg ins professionelle Journaling
Wenn du gerne eine Journaling-Routine etablieren möchtest, aber „irgendwie nie Zeit“ dafür hast, kann das Logbuch ein prima Einstieg sein. Du startest mit nur wenigen Minuten und wenn es für dich passt, verlängerst du die Zeit nach und nach mit zusätzlichen Fragen oder Schreibsprints.
Was kannst du mit deinem ausgefüllten Logbuch anfangen?
Es gibt viele Möglichkeiten, wie du dein Logbuch nach dem Ausfüllen weiter verwenden kannst. Hier gebe ich dir nur ein paar Beispiele zur Anregung. Finde den Weg, der sich für dich am besten anfühlt.
- · Du kannst das Logbuch gleich am Ende der Woche wegwerfen.
- · Du kannst die Logbücher eines Zeitraums sammeln und verbrennen.
- Du kannst deine Logbücher aufheben. Nach ein paar Wochen oder Monaten/ Jahren kannst du nachschauen, was dich damals bewegt oder dir gut getan hat.
Und wie geht es nun konkret?
Ein Schiffslogbuch muss zahlreiche Anforderungen erfüllen, weil es im Zweifelsfall ein Beweismittel darstellt. Auch wenn ein persönliches Logbuch andere Zwecke erfüllt, finde ich eine gewisse Verbindlichkeit durchaus nützlich. Deshalb hier einige Hinweise, wie du das Logbuch gut für dich nutzen kannst.
- Das Logbuch ist nur für deine Augen bestimmt.
- Sei bei deinen Eintragungen so ehrlich und aufrichtig wie möglich.
- Überlege dir vorher, welche Daten du erfassen möchtest und entwerfe dir ein „Formular“-Blatt zum Ausfüllen.
Es sollte nicht länger als eine Seite sein damit der Zeitaufwand zum Ausfüllen überschaubar bleibt.- Als Anregung dafür können dir dabei folgende Fragen dienen: Was ist mir gerade besonders wichtig? In welchem Bereich möchte ich mehr über mich erfahren? Wozu soll mir das Logbuch vor allem dienen? Warum möchte ich ein Logbuch führen?
- Kopiere dieses Blatt und gebe die Kopien in einen schönen Hefter oder eine Sammelmappe: Das ist dann dein „Persönliches Logbuch“.
- Lege dir das Logbuch mit einem Stift an eine Stelle, an der du es zu Beginn bzw. am Ende deines (Arbeits-) Tages automatisch findest. Falls das kein „sicherer Platz“ ist, klebe dir ein Post-it zur Erinnerung an die entsprechende Stelle. Das Logbuch sollte dann möglichst in der Nähe sein. Oder lege nur das unausgefüllte Blatt zusammengefaltet hin.
Du kannst das Logbuch in schwierigen Phasen als Fokussierungswerkzeug verwenden und in Phasen, in denen alles bestens läuft. Du kannst dir den Puls auch nur einmal im Quartal für eine Woche fühlen, einfach als Routineuntersuchung, um mal zu schauen, wie es gerade ausschaut.
Oder du benutzt es stichpunktartig an Tagen, an denen du mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden bist.
Teste aus, wie es für dich am nützlichsten ist.
Meine Erfahrungen
Die erste Version eines persönlichen Logbuchs ist vor knapp zehn Jahren entstanden, als ich mich in einer heftigen persönlichen Krise befand. Ich war noch nicht so lange selbständig und musste durch eine Durststrecke. Es poppten existentielle Fragen auf: Kann ich mit der Selbständigkeit auf Dauer genug Geld verdienen? Will ich das, was ich tue, wirklich machen? Wenn ja, wie? Wenn nein, was dann? usw. usw. Gedankenrasen und um 3 Uhr am Morgen wach sein, halfen da nur bedingt weiter. Gleichzeitig musste ich aber die Aufgaben, die da waren, ja trotzdem irgendwie erledigen. Mit meinen klassischen To-do-Listen und Priorisierungen kam ich nicht mehr weiter. Auch nicht mit beständigen internen Forderungen wie: „Jetzt reiß dich mal zusammen, das gehört halt dazu!“
Als erstes habe ich mir in Word eine Seite mit der Überschrift „Ausschecken“ zusammengebaut. Ich wollte einen Überblick darüber haben, was ich trotz schlechter Rahmenbedingungen wie Schlafmangel geschafft hatte. Und wie es mir im Laufe des Tages so ergangen war. Das hat mir schon mal sehr dabei geholfen, am Abend besser abzuschalten und zufriedener mit mir zu sein. Irgendwann war mir das nicht mehr genug und ich habe als nächstes einen ganz ähnlichen Bogen für den Morgen entwickelt: Mein Check-In. Der hat mich unterstützt, weil ich mir vor Arbeitsbeginn die Frage gestellt habe: „Was ist heute überhaupt drin, ohne mich komplett zu überfordern?“ (Meine Grenzen auch zu akzeptieren ist dann noch eine längere Geschichte für ein andermal.) Der Punkt ist, dass ich langsam und ganz nebenbei gelernt habe, mir den Tag doch etwas realistischer zu planen.
Am Anfang habe ich meine Log-Blätter alle weggeworfen. Ich war froh, dass ich diese Zeiten überstanden hatte. Inzwischen bevorzuge ich das Aufheben. Es ist schon erstaunlich, wie oft ich mich an Dinge, über die ich mich total aufgeregt habe oder die mich belastet haben, gar nicht mehr richtig erinnere. Genauso erstaunlich ist, wie oft ich vergesse, was mir guttut. Manchmal sind es ja auch eher abseitige Dinge wie „Eichhörnchen-Videos schauen“, das kann einem schon mal entfallen. Dann ist es gut, dass es irgendwo aufgeschrieben ist.
Die Krisen habe ich inzwischen erstmal überstanden. Dass ich das geschafft habe und immer noch selbständig bin, schreibe ich auch dem Logbuch zu. Es hat mir geholfen, das zu sehen, was ich „trotz allem“ schaffen konnte und was mir wirklich wichtig war. Und dass es irgendwie weitergeht, auch wenn es Tage gibt, wo eine der Top 3-Aufgaben ist, angezogen zu frühstücken.
Ich habe mein Logbuch mit jeder folgenden Krise immer wieder überarbeitet: Es kamen neue Punkte dazu und andere verschwanden wieder. Das Dokument wurde größer. Und immer ein bisschen ausgefuchster. Heute journale ich regelmäßig, aber mein Logbuch zu führen ist immer noch ein wertvolles Werkzeug, wenn ich das Gefühl habe, dass mir alles zu viel wird oder ich mir eben mal schnell selbst den Puls fühlen mag.
Möchtest du ohne viel Aufwand selber mal testen?
Wenn du das Logbuch gerne einmal ausprobieren möchtest, ohne dir vorher viele Gedanken machen zu müssen, lass mir deine E-Mail-Adresse im Formular unten da. Ich schicke dir dann einen Download-Link für das Logbuch zu, das ich für mich entwickelt habe. Es kommt zusammen mit einer ausführlichen Anleitung. Du musst es nur noch ausdrucken und kannst sofort loslegen.
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[1] Wikipedia; https://de.wikipedia.org/wiki/Logbuch